Mosaikhof Werbach

rote und blaue Pferde von Franz Marc

Das “Blaue Pferd” ist mit seiner eindringlichen, vom Reiz des Neuanfangs verklärten Symbolkraft zu einem der bekanntesten Bilder Franz Marcs und des ‘Blauen Reiter’ geworden. Aufgerichtet und kantig-ungelenk steht ein blaues Fohlen voll jugendlicher Kraft vor uns, den Kopf wie sinnend zur Seite geneigt. Während in den leicht gebrochenen Formen seines Leibes Weiß aufscheint, vertieft sich in Hufen und Mähne dunkelstes Marineblau. Das Bildganze wird beherrscht von einem Spannungsfeld komplementärer Kontraste, von Zinnoberrot und Grün unten, über Karminrot und Gelb zu Violett, Blau und Orange in der oberen Zone.
Die Rolle der blauen Farbe als Symbol des Geistigen, des Sieges über das Materielle, ist hier klar ausgesprochen. Im “Blauen Pferd I” dringt Marc endgültig von der natürlichen “Erscheinungsfarbe” zur “Wesensfarbe” vor. In seiner Gestalt verbinden sich der Adel des seit jeher vom Menschen hoch geschätzten Pferdes mit dem Streben nach Geistigem. Doch nicht nur durch seine ‘geistige’ Farbe, auch formal ist das “Blaue Pferd” ins Pathetische und Ausdruckshafte überhöht. Mit gesenktem Kopf verharrend, macht das Tier den Eindruck eines empfindenden Wesens. [Franz Marc, Blaues Pferd, 1911]

In “Die roten Pferde” ist die Darstellung so stark vereinfacht, dass die Farbe im Vordergrund steht. Das dynamische rot der Pferde deutete darauf hin, dass Marc bei dieser besonderen Tiergruppe eine irdische Orientierung betonen wollte. Die weiße Fläche über den pyramidenförmig angeordneten Pferden kann im Vergleich zum Rest der Leinwand als Symbol für Reinheit oder Trost verstanden werden. Aufschlussreich ist auch, Marcs Verwendung von grün im oberen Drittel des Gemäldes im Hinblick auf seine Gedanken zur Farbe zu interpretieren. Er sagte, sobald grün eingeführt wurde: “Sie bringen das ewig materielle, brutale rot nie ganz zur Ruhe.” In diesem Sinne scheinen die Pferde über alle Möglichkeiten der Auflösung hinaus nervös zu sein. Nur das blau, wie Marc es vorschreibt, verleiht der aufgewühlten Atmosphäre eine friedliche Note. [Franz Marc, Die roten Pferde, 1911]